Das neue Konzept zum Erwerb und Nutzung des Hauses der Frau von Stein muss ernsthaft geprüft werden

Das bürgerbündnis weimarwerk wollte mit seinem dringlichen Antrag im heutigen Stadtrat versuchen, den Verkauf des Hauses der Frau von Stein zu stoppen. Die Prüfung der Bonität des vorgesehenen Investors ist nach neuen Informationen dringend geboten.

Das neue Konzept zum Erwerb und Nutzung des Hauses muss ernsthaft geprüft werden!

Die Chance wurde kurzsichtig vergeben, eine Institution zur Weiterbildung junger Wissenschaftler und Künstler nach dem Vorbild der Villa Massimo in Weimar zu etablieren. Die Zusammenarbeit von Professor Hanstein, Klassik Stiftung Weimar, Goethe-Institut und hoffentlich der Bauhaus-Universität Weimar birgt eine große Chance für unsere Stadt. Eine sachliche Diskussion wurde von einer Mehrheit im Stadtrat nicht einmal zugelassen.
Wir fordern den Oberbürgermeister und alle Stadträte nochmals auf, die Vertragsunterzeichnung am nächsten Dienstag auszusetzen und sich einer sachlichen Diskussion und Abwägung zu stellen.
Wir bleiben bei unserer Forderung an Herrn Wolf, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Oberbürgermeister zurückzutreten, um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden.

Wolfgang Hölzer
Vereinsvorsitzender
Norbert Schremb
Fraktionsvorsitzender

Kommentar: Aufruhr in Weimar

Kommentar von Reinhard Wengierek aus der »Welt« vom 07.10.2008

Wäre es nach dem Willen der thüringischen Kulturbürokratie gegangen, hätte das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) heute den Status der ins zwergenhafte geschrumpften Sparte Schauspiel innerhalb eines Bühnenverbunds mit dem divenhaft dominierenden Opernhaus Erfurt. Doch da gab es Massendemonstrationen sowie den Kampf des Intendanten Stephan Märki und seines Ensembles um eine reformierte, angesichts brutaler Etatkürzungen zukunftsfähige DNT-Struktur. Diese bürgeraufständischen, verwaltungsrechtlichen und nicht zuletzt künstlerischen Großanstrengungen bewahrten das DNT als Dreisparten-Haus vor der Auflösung in einem fusionierten Bühnenallerweltsbetrieb. Krönung dieses unter Märkis Führung seit 2000 gegangenen Wegs in die Autonomie: der Titel »Staatstheater«. Das Publikum ist selig, sorgt für ordentliche Auslastung und Einnahmen. Und alle Welt schaut wieder auf dieses Theater. Was Wunder, dass Ministerpräsident Althaus (CDU) – auch im Hinblick auf demnächst anstehende Wahlen – frohgemut Stephan Märkis Vertragsverlängerung über 2010 hinaus verkündete. Denkste!

Ohne Vorwarnung und Angabe von Gründen sorgte eine trickreiche Abstimmung im DNT-Aufsichtsrat für Märkis Nichtverlängerung. Dies wäre üblich, liefe der Laden schlecht. Tut er aber nicht. Also wieder Bürgerwut und Massendemonstrationen gegen kulturpolitischen Irrwitz.

Inzwischen haben die Irrwitzigen eilends ein paar Gründe gegen den Generalintendanten zusammengekratzt: Diffus ist die Rede von Kommunikationsproblemen, finanziellen Unstimmigkeiten und Konzeptlosigkeit. Alles Quatsch. Es geht schlicht um den Quark privater Feindseligkeiten, die Erfolgreiche stets umwabern, sowie die eine programmatischen Aversion: Sitzen doch auch im Aufsichtsrat, wie sie sagen, »volkskonservative« Kräfte, die unter Staatstheater einen repräsentativen Gefälligkeitskunstbetrieb verstehen. Der freilich wäre mit Märki nicht zu machen.

Soviel zum Schmierentheater, zu dem noch gehört, das der um Wahlniederlagen fürchtende Ministerpräsident flugs auf die Hinterzimmer-Lösung pocht und hochnervös Verhandlungen mit Märki anmahnt.

Die Bürgerinitiative »Weimarwerk« hingegen, die mit der CDU die Weimarer Koalitionsregierung bildet, hasst Hinterzimmerkungelei und löst ein solides Politdrama aus: Kündigung ihrer Mitregentschaft und Forderung der Rücknahme des Anti-Märki-Beschlusses; ansonsten Abwahl des Oberbürgermeisters. Der Fall Märki sei, so die Weimarer Öffentlichkeit, ein Fall politischer Unkultur. Und wer schon will im Intrigantenstadel leben.

Reinhard Wengierek,  07.10.2008
Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2539897/Aufruhr-in-Weimar.html