Pressestimme: Ost-Umgehung wackelt

Braucht Weimar tatsächlich die Ostumgehung? Nach der Frage von Tiefurts Ortsbürgermeister Jörg Rietschel in der Einwohnerversammlung zeichnet sich plötzlich eine Mehrheit gegen die Umgehung und ein Problem für das Rathaus ab.

WEIMAR. Die erwartete Verkehrsleistung von 10 000 Kraftfahrzeugen am Tag rechtfertigt keinen Eingriff in die Landschaft, wie er mit der stadtnahen Variante 1 geplant ist, und nicht die damit verbundenen Kosten von 14,5 Millionen. Mit dieser Aussage lehnte gestern auch Sebastian Pfütze für die Weimarer Bündnis-Grünen die geplante Ostumfahrung ab. Er bekräftigte damit eine Position, die die Grünen seit Jahren vertreten.Da auch der Linke-Fraktionsvorsitzende Dirk Möller in seiner Fraktion keine Stimmen für »die geplanten harten Einschnitte im Webicht« sieht, zeichnet sich im Stadtrat plötzlich eine Mehrheit gegen Variante 1 und damit gegen die Umgehung insgesamt ab. Denn in der Tiefurter Einwohnerversammlung hatte sich bereits Vorstand Reinhard Bokemeyer für das Bürgerbündnis Weimarwerk gegen den Eingriff in die Landschaft und die Nachbarschaft zum Weltkulturerbe Tiefurter Park ausgesprochen.“Wir wollten das Thema zwar mit dem Verkehrsentwicklungsplan aufgreifen. Da aber in Tiefurt konkret gefragt wurde, musste Bokemeyer antworten«, bekräftigt Fraktionsvorsitzender Norbert Schremb gestern. »Er hat die Meinungen in der Fraktion richtig wiedergegeben.«

Nach der öffentlichen Diskussion im sogenannten »Planungscafé« war der Verkehrsentwicklungsplan in der Versenkung verschwunden. Wann er im Stadtrat aufgerufen wird, steht derzeit nicht fest. Würden jedoch die Stadträte von Weimarwerk (10), Linke (9) und Grünen (6) so votieren, wie es ihre Fraktionsvorsitzenden erwarten, dann hätten sie plötzlich eine Mehrheit der 43 Stimmen, gleich wie sich CDU und SPD entscheiden. – Das Signal in Richtung Bund und Land und aller Bestrebungen, die Umfahrung ab 2012 wieder in den vordringlichen Bedarf aufzunehmen, wäre eindeutig.

Die Grünen sehen bereits jetzt in der Autobahn A4 eine leistungsfähige sechsspurige Ost-West-Umfahrung: Die B 85 könnte auf der Strecke Bad Berka – Nohra – Nordwestumfahrung liegen, die B 7 ab Nohra bis Mellingen auf die Autobahn verlegt werden. Die jetzige B 7 in Weimar werde damit Landesstraße, auf der ein Nachtfahrverbot für Lkw leichter durchzusetzen sei. Damit hätte die Hauptbelästigung der Anwohner in der Jenaer Straße bereits 2009 ein Ende.

www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.weimar.volltext.php?kennung=on1taLOKStaWeimar39741&zulieferer=ta&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TA&dbserver=1

Michael Baar,  22.10.2008
Quelle: Thüringer Allgemeine